Was unterscheidet einen Ultraleicht-Rucksack von einem normalen Rucksack? Gut, die Frage beantwortet sich eigentlich von selbst. Ein Ultraleicht-Rucksack ist halt um einiges leichter, als ein normaler Rucksack. Doch warum das so ist und für wen so ein leichter Rucksack geeignet ist, will ich heute mal erläutern.
Überflüssiges an einem Rucksack
Die folgende Liste zeigt auf, welche Dinge in meinen Augen an den meisten Trekking-Rucksäcken überflüssig sind:
- Tragegestell & Rückenpolster
- Gepolsterter Hüftgurt
- Zu viele Einzeltaschen
- Zu robustes Material
- Ventilationssystem am Rücken
- Zu lange & zu fette Gurte
Schauen wir uns nun die einzelnen Punkte mal etwas genauer an:
Das Tragegestell & Rückenpolster
Ein Tragegestell ist meist aus Aluminium oder teilweise sogar schon aus Carbon. Die verwendung von neusten Materialien macht diese Gestängekonstruktionen zwar immer leichter, beseitigen aber nicht das eigentliche Problem. Selbst das leichteste Metall der Welt hat immer noch ein bestimmtes Gewicht. Ein Gewicht, das im Rucksack einfach fehl am Platz ist. Ein Tragegestell ist nämlich gar nicht notwendig, wenn man seinen Rucksack gescheit packt. Hierbei übernimmt die Isomatte die Funktion des Rückenpolsters und kann dem Rucksack gleichzeitig eine grobe Struktur geben. Füllt man den Rest des Rucksacks gleichmäßig aus, braucht man kein Tragegestell mehr und der Rucksackt sitzt trotzdem gut am Rücken.
Gepolsterter Hüftgurt
Ein stark gepolsterter Hüftgurt ist der größte Schwachsinn, den die Rucksackwelt zu bieten hat. Die unnötige Polsterung ferhindert genau das, was ich mit dem Hüftgurt erreichen will. Das Gewicht soll sicher auf meiner Hüfte sein. Dafür muss ich den Hüftgurt aber auch richtig festzurren können, damit er mir nicht über den hinter rutscht. Die Polsterung wird also zusammengequetscht und bereitet mir in der Regel ein unangenehmeres Tragegefühl, als ein ungepolsterter Hüftgurt. Ist die Polsterung zu dick, wie beispielsweise beim Klassiker Deuter Aircontact, dann rutscht der ganze Pack ständig über die Hüften hinweg und das Gewicht liegt plötzlich auf den Schultern. Tut euch also einen gefallen und lasst die Polsterung weg. Das spart Gewicht und ist bei einem gut designten Hüftgurt ohne Polsterung mindestens genauso komfortabel. Wenn ihr wirklich leicht unterwegs seid, dann könnt ihr den Hüftgurt auch komplett einsparen!
Zu viele Einzeltaschen
Ich gebe zu, dass viele Taschen eine gewisse Ordnung schaffen. Aber diese Ordnung erkauft man sich immer mit zusätzlichem Gewicht. Im Prinzip reicht ein großer Sack, den man oben öffnet und in den die gesamte Ausrüstung passt. Wenn man jedoch unterwegs an einen kleinen Snack herankommen will oder einfach ein paar nasse Gegenstände hat, die man ungern im Rucksack selbst aufbewahrt, empfehlen sich vielleicht zwei bis vier Außentaschen. Ein Unterteilung des Rucksackinneren ist jedoch Schwachsinn. Den größten teil seiner Ausrüstung packt man eh in verschiedene Packbeutel, die bereits genug Ordnung im Pack schaffen.
Zu robustes Material
Bei manchen Rucksäcken habe ich wirklich das Gefühl, dass dieser absolut Kugelsicher ist. Sicherlich mag das dem einen oder anderen eine gewisse psychische Sicherheit geben. In der Realität, wird man einen so robusten Rucksack jedoch selten brauchen. Und wenn man mal in so einer Situation ist, ist der Rucksack wahrscheinlich eh nicht mehr so wichtig. Wenn ihr also nicht ein Kriegsgebiet oder auf eine Expedition fahrt, dann vertraut lieber auf ein etwas leichteres Material. Auch unter diesen gibt es sehr robuste Stoffe.
Ventilationssystem am Rücken
Das Rucksack-Ventilationssystem ist bei mir genauso wirksam wie eine „atmungsaktive“ Jacke. Moment… in vielen Fällen, wird das Ventilationssystem auch noch genau durch diese Jacke ausgebremst. Was also tun, wenn die Ventilation nicht mal den Rucksack erreicht, weil eine undurchdringliche Funktionsjacke dazwischen steht? Richtig! Die Jacke wird ausgezogen. Jetzt kann die Luft endlich zirkulieren, oder?! Pustekuchen! Wenn dieser Effekt bei mir jemals eingetreten ist, dann nur sehr minimal oder in meiner Einbildung. Egal ob mit oder ohne toller Ventilation, mein Rücken war stets nass. Das einzige, das bei mir hilft ist eine Lockerung der Schultergurte, sodass der Rucksack ein wenig nach hinten schwenkt und damit eine Lücke zwischen Rucksack und Rücken entsteht. Diese Technik wiegt nicht, kostet nichts und ist absolut Umweltverträglich. Zumindest, wenn ihr nicht vor jemand anderem Wandert.
Zu lange & zu fette Gurte
Auch die Gurte wirken oft, als könne man damit einen LKW hinter sich herziehen oder gar daran aufhängen. Ein Rucksack ist jedoch kein Sicherungsgurt. Die Lasten, die beim Tragen eines Trekking-Rucksacks auftreten sind vergleichsweise gering. Bei einem Ultraleicht-Rucksack noch um einiges geringer. Warum also nicht auch leichteres Material verwenden? Aber auch hier wird dem Endkunden wieder Sicherheit suggeriert und das lieben wir Menschen doch so sehr!
Den Verstand einschalten
Eigentlich könnte ich diese Liste noch lange weiterführen. Aber zum Glück gibt es da draußen ja auch eine Menge Leute, die schöne, leichte und trotzdem robuste Rucksäcke fertigen. Dabei wird auf die oben genannten Punkte verzichtet und mit kreativen Ideen ein völlig neuer Trend geschaffen. Ein paar dieser leichten Rucksäcke habe eich bereits im Blog vorgestellt:
ZPacks Blast
Mein ZPacks Blast 32 ist der leichteste Rucksack in meinem Ausrüstungskeller. Er besteht aus Cuben Fiber, welches ein wenig anfälliger ist als andere Materialien, jedoch keineswegs ungeeignet. Man muss halt nur ein wenig aufpassen. Dafür spart man jedoch viel Gewicht.
GoLite Pinnacle
Der GoLite Pinnacle ist der typische UL-Einsteiger-Rucksack. Er ist sehr robust, besitzt noch viele vertraute Eigenschaften eines herkömmlichen Trekking-Rucksacks und un bringt nach einem kleinen Gewichtstuning gar nicht mehr so viel auf die Wage. (Das neue Modell ist allerdings schon wieder schwerer und heißt ab 2012 „Jam 70“)
Laufbursche huckePACK
Der huckPACK aus dem Kölner Cottage Laufbursche stellt für mich das absolute Sinnbild eines Leichtgewichtsrucksacks dar. Alle meine Anregungen von oben wurden in diesem Pack verwirklicht. Durch den geschickten Materialmix ist der Rucksack robust und leicht zu gleich. Außerdem ist das Design im Gegensatz zu meinem Blast von ZPacks eine Augenweide! Mehr zum perfekten Pack und einer weiteren Evolutionsstufe in meiner Rucksack-Karriere gibt es nächste Woche. Ich werden diesen Abschnitt dann ergänzen!
Hallo,
guter Artikel, der einzige Punkt an dem ich persönlich immer wieder „scheiter“ ist das Rückensystem eines Rucksacks. Ein UL Rucksack nutzt die Isomatte soweit so gut, ggü. der Polstersystem eines 3kg 75Liter Rucksack ist das gut, nun habe ich den Osprey Exos und das Rückennetz sorgt wirklich für eine gute Belüftung (mit einem Poncho auch bei Regen), ich finde das derart Bequem das ich bereit bin mehr zu tragen und mich so noch nicht zu einem richtigen UL Rucksack durchringen konnte.
Für einen 60Liter Rucksack finde ich das Geqicht des Exos ok, wenn auch nicht UL, aber bei Tagesrucksäcken ists leider genauso hoch…. bin gespannt wie es da weiter geht, bei mir oder der Technik :-)
Grüße
Das muss/darf glücklicherweise jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe nun so viele Rucksäcke durch und fühle keinen Unterschied zwischen Rucksäcken mit und ohne Tragegestell. Mir sind die ohne sogar bequemer. Das setzt allerdings immer einen ordentlich gepackten Rucksack voraus.
Ich würde mir an deiner Stelle vielleicht einfach mal einen Rucksack ohne Tragegestell leihen und für eine Tour packen. Dann trägst du den Rucksack einen Tag probe und entscheidest dich dann.
Danke für einen guten Artikel. Für mich als Frau ist das Eigengewicht des Rucksackes sehr wichtig, deshalb achte ich immer auf das Material und die Polsterung, die – meiner Meinung nach – in den meisten Fällen für das „übrige“ Gewicht verantwortlich sind. Zwischen den Rucksäcken mit und ohne Tragegestell fühle ich auch keinen Unterschied, ziehe sogar einen ohne vor.
Guter Artikel! Macht auf jeden Fall Sinn das Tragegestell bei einem UL Rucksack durch die Isomatte zu kompensieren.
Aber wie sieht es Deiner Meinung nach bei Hüttenwanderungen in den Alpen aus? Wir waren dieses Jahr von München nach Venedig unterwegs und haben nur auf Hütten übernachtet. Haben somit logischerweise auch keine Isomatte dabei gehabt. Wie sähe denn da ein UL Rucksack aus?
Ich hatte den Deuter ACT Lite 50+10, der mit 1.580 g schon relativ leicht ist.
LG ALex
Hi Alex,
bei einer Hüttenwanderung braucht man ja noch weniger Gepäck, da man in den Hütten schläft und isst. Ich spiele schon seit Jahren mit dem Gedanken eine Hüttentour mit der Gürteltasche zu machen.
Wem das zu gewagt ist, der kann aber auch auf einen kleinen Rucksack mit wenig Volumen zurückgreifen. Ich persönlich würde den Laufbursche PACKsack nehmen. Der hat selbst für eine Wochenend-Tour mit Tarp und Schlafsack noch genügend Volumen, wiegt aber nur 130-165g (je nach Modell). In den Alpen würde ich jedoch auf den robusteren aus DxG (165g) setzen.
Hi Dennis,
Ja, Tragegestelle finde ich auch völlig überflüssig. Ich besitze seit vielen Jahren einen wasserdichten Seesack. Ein sehr puristisches Teil, wenn auch mit breiten Gurten. Aber dafür klebt er am Körper wie ein weiteres Kleidungsstück, was ihn sehr bequem beim Tragen macht.
Beste Grüsse,
Mike
Hallo,
ein schöner Artikel! Gibt es aktuelle Empfehlungen für gute, leichte Rucksäcke für eine Hüttenwanderung?
Und gibt es aktuelle Alternativen zum Go Lite PInnacle?
Viele Grüße,
Tom